Am Donnerstag den 9.Juli begaben sich Leni, Enya, Ginger, ihre Tochter Indra und ich via Eurotunnel auf den Weg nach England zum Training.
Von Folkestone aus führte uns unser Navigationsgerät über enge Landstraßen zu unserem ersten Quartier nach Sussex.
Leider ist es in England eher ungewöhnlich, Hunde mit aufs Zimmer zu nehmen. Mit etwas Mühe gelang es uns allerdings doch, sofern man gewillt ist größere Entfernungen vom Trainingsort oder Einschränkungen im Komfort auf sich zu nehmen, dogfriendly B&B zu finden.

Nach der langen Fahrt ließen wir die drei Hunde Tennisbälle im mannshohen Farn suchen, was sie sichtlich genossen. Dass sich im Farn gelegentlich auch Giftschlangen aufhalten, erfuhren wir allerdings erst am nächsten Morgen von unsrer B&B-Vermieterin.
Am Freitagmorgen trainierten wir mit Diana Harrison, einer modernen englischen Lady, auf ihrem wunderschönen Anwesen.

Am Samstag besuchten wir Graham Roberts und lernten den Vater von Gingers I-Wurf (FTCH-Dipplelodge Raven of Riversway) sowie den Vater von Enyas J-Wurf (Hektor of Riversway) kennen.
Graham zeigte uns, wie von mir gewünscht, Basis-Training mit seinem Rüden Kaiser. Seine ruhige freundliche, kompetente Art hat mir sehr gefallen. Er blieb mir auf meine vielen Fragen keine Antwort schuldig. Für mich und meinen jungen Hund war es ein exzellentes, individuelles Training wie ich es sonst nur von Leni kenne. Auf unsre Frage, warum er mittlerweile keine Golden Retriever mehr trainiere, antwortete er lächelnd: das Leben ist zu kurz, um Goldens zu trainieren aber ich mag sie immer noch.

Am Sonntag fuhren wir weiter nach Wales um dort 4 Tage mit Vater und Sohn Bettinson zu trainieren. Das walisische Englisch ist selbst für Engländer nicht leicht zu verstehen, so dass ich mich oft wie ein Hund fühlte (nichts erklärt, nichts verstanden und trotzdem bestraft).
Die Bettinsons sind erfahrene, raue unerbittliche Fieldtrialtrainer, die dennoch auf ihre walisische Art herzlich sind. „Listen! I say it once“ war neben „I make mince (Hackfleisch) of you“ einer ihrer gängigen Sprüche. Sie dulden keine Diskussion während des Trainings und sind immer voll konzentriert auf den jeweilig arbeitenden Hund. (better, much better).
Gleich am ersten Tag trainierten wir mit noch 6-8 weiteren Teilnehmern in der „line“ in mir endlos erscheinenden Gras- und Farnflächen. Zwei Helfer rechts und links der line feuerten Schüsse ab. Entweder folgte eine geworfene Markierung oder es wurde in yards angegeben wie weit vom Schützen entfernt ein „blind“ lag. Indra unser 15-monate alter youngster hatte zuvor weder eine line noch so laute Schüsse kennengelernt. Sie verhielt sich jedoch wie es Leni von einem echten Keien Fenn erwartet, vorbildlich. Sie sprang kein einziges Mal ein, markierte perfekt, viel besser als ich und gewann sehr schnell durch den ihr angeborenen Jagdinstinkt und ihren ausdauernden Suchenstil die Sympathie der Bettinsons. Enya und Ginger absolvierten souverän die ihnen gestellten Aufgaben in der ungewohnten Landschaft. Nach vier Tagen Intensivtraining waren alle ganz schön geschafft aber glücklich.

Dann ging es weiter nach Norfolk, wo wir Gingers Vater (FTCH Blackharn Brewster) und dessen Besitzer Tony Parnel aufsuchten. Tony gab uns ein kurzes Training auf königlichem Gelände nahe Sandringham. Am Samstag besuchten wir die Country Fair in Holkham und sahen bei einem Workingtest zu. Am Sonntag gönnten wir uns noch einen Tag Urlaub am Meer, so dass wir mit vielen neuen Eindrücken und der Gewissheit, gute Hunde zu haben am Montag mit 2700km mehr auf dem Tacho wieder nach Düsseldorf zurückkehrten.

Conny Hummel