Im Emsland mit bäuerlichen Wurzeln (mein Großvater war Bauer) und den verschiedensten Tieren (unter anderem zwei Hunden) groß geworden, entstand in mir schon sehr frühzeitig mit -ca. 11 Jahren- der Wunsch, Tiermedizin zu studieren.
Meine ersten Erziehungsversuche musste unser Mischlingshund „Lumpi“ über sich ergehen lassen.
Ihn hatten wir erwachsen aus einem nicht hundegerechten Haushalt übernommen. Ich brachte ihm alles bei, was ein Begleithund können sollte.
1967 begann ich in Hannover das Studium der Veterinärmedizin. Da mich die Natur immer fasziniert hatte, besuchte ich neben den Pflichtveranstaltungen auch mehrere Semester eine freiwillige Vorlesung über Wildbiologie.
Als sich im Anschluß daran unvorhergesehenerweise die Möglichkeit ergab, die Jägerprüfung abzulegen, zögerte ich nicht lange und bestand diese am 9.6.1969.
Meinen Wunsch, einen Schäferhund zu haben, hatte ich schon früher aufgegeben, weil mich das Wesen nicht überzeugte. Dass ich mit meinem Hund arbeiten wollte, stand für mich von Anfang an genauso fest wie mein Zuchtplan. Nun überlegte ich, einen Jagdhund anzuschaffen, da mich die Vorstellung faszinierte, einen Hund in seinem ursprünglichen Bereich arbeiten zu lassen.
Mein Hund sollte bestimmte Kriterien erfüllen: Er sollte einigermaßen groß sein, pflegeleicht, das heißt nicht langhaarig und auf keinen Fall kupiert (schon damals habe ich das Kupieren abgelehnt und fand es grausam den Hund eines wichtigen Ausdruckmittels zu berauben).
Bei den Jagdhunderassen blieb daher nur der Labrador Retriever übrig. Bis dahin hatte ich nur einen einzigen Labrador Retriever persönlich kennengelernt. Diese Hündin begeisterte mich nicht so sehr, denn sie war kurzläufig und gedrungen.
Dann las ich das Buch von P. R. A. Moxon: „Die Jagdhundeführung nach englischer Methode“, das heute leider nicht mehr aufgelegt wird. Hier sah ich meinen Traumhund abgebildet, einen Labrador Retriever aus Arbeitslinien.
Ich zog von Hannover nach Isernhagen auf einen Bauernhof, um meinem zukünftigen Hund gerecht werden zu können und nahm Kontakt zum DRC auf. Mit zusätzlichen Nachtwachen im Krankenhaus verdiente ich das nötige Geld für den Kauf meines Hundes.
Owlcroft Helena „Kaya“ 1970
Dieses wurde schwieriger als ursprünglich angenommen. 1969 gab es nur fünf geschützte Zwingernamen, vier Züchter hatten nur 1-2 Würfe gemacht und gaben die Zucht wieder auf. Bis Mitte 1969 – als meine Suche nach einem Labrador Retriever begann- waren nur 6 Würfe in Deutschland gefallen. Da es außer mir noch einige andere Interessenten gab, wurde vom DRC eine „Einkaufsfahrt“ zur Crufts Dog Show nach London geplant, um von dort Hunde mitzubringen.
Mit dem Gedanken, meinen Hund einfach von jemand anderem mitbringen zu lassen, konnte ich mich nicht anfreunden und so fuhr ich mit nach England. Es stellte sich heraus, dass man ohne entsprechende Vorgespräche natürlich nicht einfach Hunde von der Ausstellung mitnehmen konnte.
Nun ergriff ich selbst die Initiative und sprach Züchter von Hunden, die mir gefielen, auf der Ausstellung an.
Cookridge Khan of Owlcroft gefiel mir sehr gut und er war braun. Damals wusste ich noch nicht, dass diese Farbe eher selten vorkommt und ich wollte eine braune Hündin. Sein Besitzer, John Macklam erzählte, dass seine Hündin Owlcroft Jacarine Star von Khan gedeckt worden sei und bald werfe. Ich könne eine Hündin aus diesem Wurf bekommen.
Endlich kam die erlösende Nachricht: Am 20.2.1970 war der Wurf angekommen, aber: Alle Welpen waren schwarz. Nun hatte ich fast ein Jahr gesucht, jetzt spielte die Farbe keine Rolle mehr, ich wollte einen Labrador Retriever und keine Farbe. Auch heute lautet mein Slogan noch: Ich züchte Labradors und keine Farben.
Nun fuhr ich das zweite Mal nach England, dieses Mal nach Yorkshire und brachte gleich zwei Hündinnen aus diesem Wurf nach Deutschland. Als ich den Namen meiner Hündin erfuhr, gab es eine Überraschung. Sie hieß Owlcroft Helena, genauso wie ich. Ihr Rufname stand aber lange vorher fest. Sie sollte „Kaya“ heißen, das ist türkisch und bedeutet Stein. Meine Eltern wurden mit einer Postkarte überrascht: Ich bin in England und hole meinen Hund.
In ihrer Sorge um mich hatten sie nämlich immer gemeint, ich solle mit dem eigenen Hund bis zum Ende des Studiums warten. Dann aber haben sie mich all die Jahre voll unterstützt und auch sehr aktiv bei der Welpenaufzucht geholfen. Ohne meine Eltern hätte ich vieles nicht erreicht. Dafür bin ich ihnen sehr dankbar.